Stressfaktor Staatsexamen – Verfassungsblog – Go Well being Professional

Wie geht es Jurastudierenden in Vorbereitung auf die Erste Juristische Staatsprüfung?

Das Erste Juristische Staatsexamen zählt aufgrund der Menge des in einem Block geprüften Stoffumfangs und der damit verbundenen langen Prüfungsvorbereitung zweifellos zu einer der anspruchsvollsten Prüfungsphasen des deutschen Hochschulsystems. Stress entsteht ganz allgemein, wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Bewältigungsmechanismen den Anforderungen einer bedeutsamen Scenario nicht gewachsen sind und Situationen unkontrollierbar und unvorhersehbar erscheinen. Dabei kann es sich sowohl um sehr kurze, aber auch länger andauernde Phasen handeln oder immer wieder auftretende Episoden. Wir sind auf solche Episoden grundsätzlich intestine vorbereitet, weshalb diese unsere psychische und körperliche Gesundheit nicht zwangsläufig gefährden. Im Gegenteil: Wenn wir solche Scenario erfolgreich bewältigen, kann uns das resilienter werden lassen. Resilienz wird häufig als psychische Widerstandskraft beschrieben. Es ist die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen, sich additionally intestine angesichts etwa von Widrigkeiten, Traumata, Bedrohungen anpassen zu können. Wird der Stress allerdings als chronisch erlebt, kann es zu Veränderungen in einer Reihe von biologischen Systemen kommen (z.B. im autonomen Nervensystem oder im Hormonsystem). Aus Studien wissen wir bereits, dass chronischer Stress ein erheblicher Risikofaktor für eine eingeschränkte Lebensqualität und zahlreiche Erkrankungen ist (z.B. Depressions- und Angststörungen oder Schlafstörungen). Studien bei Studierenden zeigten in den letzten Jahren bedenkliche Werte in Bezug auf chronisches Stresserleben und daraus resultierenden stressbezogenen Erkrankungen.

Ablauf des JurSTRESS-Projekts

Das JurSTRESS-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, das Erleben und Verhalten von Studierenden während der Vorbereitung auf die Erste Juristische Staatsprüfung sowie psychische und biologische Belastungsreaktionen zu untersuchen. Hierfür wurden 225 bayerische Studierende, die sich in der Prüfungsvorbereitung befanden (Examensgruppe: EG), und 226 Studierende in einer früheren Section ihres Studiums (Vergleichsgruppe: VG) in die Studie aufgenommen. Zu insgesamt sechs Messzeitpunkten verteilt über 13 Monate (MZP 1: ein Jahr, MZP 2: drei Monate, MZP 3: eine Woche vor dem geplanten Examenstermin, MZP 4: zwischen den Examenstagen, MZP 5: eine Woche, MZP 6: einen Monat nach dem Examen) wurden Daten erhoben. Kombiniert wurden hierfür moderne biopsychologische Labormethoden (Magnetresonanztomographie [MRT], Hormonmessungen und genetische Analysen) und Fragebogendaten mit ambulanten Assessments, eine Technik, die es erlaubt das Erleben und Befinden der Teilnehmer:innen in ihrem „wahren Alltag“ zu messen. Das ambulante Evaluation wurde hierfür zu allen sechs Messzeitpunkten durchgeführt. Es bestand aus zufällig über den Tag verteilten Abfragen auf einem Smartphone und der Entnahme von Cortisolproben am Morgen mittels Speichelproben. Diese Proben dienten zur Erfassung der Cortisolaufwachreaktion – ein Maß zur Erfassung der Cortisolreaktivität, das in Studien bereits Assoziationen zu verschiedenen stressbezogenen Erkrankungen gezeigt hat. Fragebogendaten wurden zu allen Messzeitpunkten außer MZP 4 erhoben, da wir während der Examenstage auf diesen zusätzlichen Aufwand verzichten wollten. Die genetischen Proben und die MRT-Untersuchung fanden lediglich zu Beginn der Studie statt.

Was wissen wir über die Stressbelastung der Jurastudierenden im JurSTRESS-Projekt?

Die Vorbereitungszeit auf das Examen betrug im Mittel 13,8 Monate, wobei sich diese individuell stark unterschied (Vary: 2 – 24 Monate). Die Lernstunden professional Woche wiesen bis zum Zeitpunkt des Examenstermins einen starken Anstieg auf mit einem Most von im Mittel etwa 50 h/Woche eine Woche vor dem Examen. Zum Vergleich: Die Lernzeit der VG betrug zu allen Messzeitpunkten etwa 35 – 38 h/Woche. Bezogen auf das Stresserleben der Studierenden battle die Stress-Skala unser wichtigstes Messinstrument. Diese Skala wurde aus den Daten des ambulanten Assessments generiert, was es uns ermöglichte, das wahre Ausmaß des Stresserlebens der Teilnehmer:innen in ihrem Alltag zu erfassen. Verglichen zum ersten Messzeitpunkt ein Jahr vor dem Examenstermin zeigten die Studierenden der EG einen starken Anstieg des Stressniveaus bis kurz vor Prüfungsbeginn. Bereits eine Woche später sinkt dieses Niveau allerdings unter den Ausgangswert und auch unter den Wert der Vergleichsgruppe. Sehr ähnliche Verläufe zeigten sich für die Angst- und Depressionssymptomatik, verschiedene Faktoren des chronischen Stresserlebens (z.B. Arbeitsüberlastung, Arbeitsunzufriedenheit oder chronische Besorgnis) und die Ausprägung von Schlafstörungen. Auffällig waren hierbei auch die teilweise bedenklich hohen Raten an auffälligen Testwerten. So wiesen beispielsweise 17% der EG-Teilnehmer:innen zu Beginn der Studie auffällige Werte hinsichtlich der Angstsymptomatik auf, eine Woche vor der Ersten Juristischen Staatsprüfung lag dieser Wert bei 48%, einen Monat nach der Prüfung wieder bei 18%. Tabelle 1 zeigt die Price an auffälligen Werten im Verlauf der Studie für die Konstrukte Angst, Despair, chronischer Stress und Schlafstörungen.

Auch auf hormoneller/biologischer Ebene lassen sich Veränderungen feststellen. Cortisol – auch als das Stresshormon bekannt – wurde hierfür zu allen Messzeitpunkten morgens mittels Speichelproben erhoben. Die sogenannte Cortisolaufwachreaktion beschreibt einen starken Anstieg des Cortisolspiegels in den ersten 30 – 45 Minuten am Morgen. Personen, die unter psychischen Störungen leiden, weisen häufig eine veränderte Cortisolaufwachreaktion auf. So findet sich bei Personen, die unter Burnout leiden, eher eine verringerte, bei Depressionspatienten eine gesteigerte Reaktion. Die Analyse der Cortisolproben der Teilnehmer:innen des JurSTRESS-Projekts ergab über die Messzeitpunkte hinweg ein Abflachen der Aufwachreaktion und einen stark verringerten Cortisolanstieg zum vierten Messzeitpunkt während der Prüfungstage. Im Mittel scheinen die Studierenden unter einem erheblichen Erschöpfungszustand, im Sinne einer Überarbeitung, zu leiden. Allerdings lässt sich auch hinsichtlich dieser biologischen Analyseebene ein rascher Erholungseffekt feststellen, da sich bereits eine Woche nach dem Examen eine der Vergleichsgruppe entsprechende Cortisolaufwachreaktion wiederfindet.

Was wird von den Studierenden als besonders belastend erlebt?

Mit Hilfe eines Fragebogens – dem Trier Inventar zum chronischen Stress – wurden Daten zu besonders belastenden Facetten der Vorbereitung auf das Erste Juristische Staatsexamen erhoben. Dabei wurde besonders über Arbeitsüberlastung, Arbeitsunzufriedenheit und Überforderung geklagt. Das bedeutet, das gesteigerte Stresserleben der Studierenden in der EG ist hauptsächlich auf die enorme Stoffmenge und das eventuelle Gefühl der Monotonie und Sinnlosigkeit der durchzuführenden Aufgaben zurückzuführen. Auf den Plätzen vier bis sechs liegen die Faktoren soziale Isolation, chronische Besorgnis und Mangel an sozialer Anerkennung. Die Studierenden haben während der Prüfungsvorbereitung das Gefühl, ihre sozialen Kontakte weniger pflegen zu können, zu wenig Anerkennung für ihre Leistungen von anderen zu erhalten und sie machen sich vermehrt Sorgen über die Zukunft.

Gibt es Zusammenhänge mit der Examensnote?

Studien weisen bereits auf einen Zusammenhang zwischen Stresserleben und akademischen Leistungen hin. Diese Resultate stammen mehrheitlich aus Querschnittsstudien, mit nur einem Messzeitpunkt und einer retrospektiven Messung des Stressempfindens vor oder während der Prüfungsphase. Das longitudinale Studiendesign des JurSTRESS-Projekts bietet die Möglichkeit den genauen Verlauf des Stressempfindens während der Vorbereitungszeit mit der Examensleistung in Verbindung zu bringen. Daher wurden die Teilnehmer:innen nach ihrer Examensnote gefragt, deren Angabe optionally available battle. Insgesamt 70% der Studienteilnehmer:innen teilten uns ihre Gesamtnote mit. Analysen ergaben einen negativen Zusammenhang zwischen Stressbelastung im Alltag und Examensleistung, das bedeutet, je stärker das Stressniveau im Verlauf der Vorbereitungszeit anstieg, desto schlechter fiel das Prüfungsergebnis im Mittel aus. Neben der Stressbelastung führten auch die Faktoren Prüfungsängstlichkeit, chronisches Stresserleben und Arbeitsstunden in einem etwaigen Nebenjob zu im Mittel schlechteren Abschlussnoten. Konträr dazu konnte eine constructive Assoziation zwischen den Lernstunden professional Woche und der Examensnote gefunden werden. Bei diesen Zusammenhängen handelt es sich um statistische Assoziationen, die nicht kausal interpretiert werden können.

Fazit

Das JurSTRESS-Projekt konnte mithilfe moderner biopsychologischer Methoden und einem detaillierten, longitudinalen Design bestätigen, dass die Vorbereitung auf die Erste Juristische Staatsprüfung eine sehr belastende Zeit für die Studierenden darstellt. Besonders bedenklich sind dabei die hohen Raten an zu mindestens einem Messzeitpunkt auffälligen Werten in den Dimensionen Ängstlichkeit (48%), Depressivität (19%) und chronisches Stresserleben (59%). Insbesondere die Faktoren Arbeitsüberlastung, Arbeitsunzufriedenheit und Überforderung wurden als belastend empfunden, d.h. der enorme Stoffumfang und die damit verbundene Unzufriedenheit mit der Scenario scheinen stressauslösend zu wirken. Des Weiteren hängt eine hohe subjektive Stresswahrnehmung im Mittel mit einem schlechteren Prüfungsergebnis zusammen, ebenso wie Prüfungsängstlichkeit, chronisches Stresserleben und die Arbeitsstunden im Nebenjob. Bleibt additionally weniger Zeit zu lernen (z.B. aufgrund eines Nebenjobs) und fühlt man sich mehr belastet durch die Prüfungsvorbereitung, leiden auch die Examensnoten darunter (wohlgemerkt im Mittel). Positiv bleibt jedoch anzumerken, dass quick alle Indikatoren der Stressbelastung (Stress-Skala, Ängstlichkeit, Depressivität, Schlafstörungen) bereits eine Woche, spätestens aber einen Monat nach dem Prüfungstermin unterhalb des Ausgangswertes und auch unterhalb der Werte der Vergleichsgruppe lagen. Das bedeutet, dass die Section der Prüfungsvorbereitung zwar durchaus sehr belastend für die Studierenden ist, es aber auch zu raschen Erholungseffekten nach Ablegen des Examens kommt.

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